Wörterbuch für in meinen Artikeln verwendete Fachausdrücke mit dem Anfangsbuchstaben K

Roland Heynkes, 28.7.2006

Kälberstarter nennt man das erste feste Kälberfutter, welches aus Zucker (beispielsweise in Form von Rohrzuckermelasse), aus Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Sojaschrot, gequetschtem Getreide, sowie aus hochverdaulichem Protein aus Bierhefe, Milch/Molkepulver und/oder Leinsamen besteht. Für eine optimale Pansenentwicklung sollen die Kälber ab der ersten Lebenswoche mit einem hochverdaulichen Kälberstarter angefüttert werden und ständig frisches Wasser aufnehmen können. Hingegen sollen die Kälber frühestens ab dem zweiten Lebensmonat Heu bekommen. Die Angaben über die insgesamt an intensiv aufgezogene Kälber verfütterten Mengen sind sehr unterschiedlich und liegen zwischen 26 und 125 kg Kälberstarter.

Kapillare (englisch capillaries, lateinisch Vas capillare) bedeutet allgemein Haargefäß und meint speziell die dünnwandigen, kleinsten Blutgefäße mit Durchmessern von nur 7-10 µm, die zwischen Arterien und Venen liegen und dem Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe oder Lungenbläßchen dienen.

Karunkel = Caruncula = Fleischwärzchen aus lockerem Bindegewebe

Katheter = Röhrchen zur Einführung in Organe, Adern oder sonstige Röhren des Körpers

Kathode = negativ geladene Elektrode

kaudal = schwanzwärts, (beim Menschen auch fußwärts, abwärts) liegend

kDa = kiloDalton

Kinase = Phosphatgruppen übertragendes Enzym

Kleinhirn = Cerebellum

klinisch = Im Zusammenhang mit dem Verlauf einer Krankheit ist damit die Phase nach der symptomfreien Inkubationszeit gemeint, in der die Krankheit ausgebrochen ist und die Krankheitserscheinungen sichtbar werden. Eine klinische Diagnose ist eine Diagnose aufgrund der Symptome im Gegensatz zu einer Diagnose aufgrund der Untersuchung eines Leichnams. Klinische Symptome sind zwischen Ausbruch einer Krankheit und deren Ende durch Heilung oder Tod erkennbare Symptome. Klinisch resistent bedeutet, daß trotz erfolgter Infektion keine Krankheit ausbricht.

Klon nennt man eine durch ungeschlechtliche Vermehrung entstandene, genetisch identische Nachkommenschaft.

klonieren = eine Klonierung durchführen

Klonierung nennt man in der Biologie die Herstellung eines Klons. Man kann Pflanzen ganz leicht klonieren, indem man z.B. Triebe oder Zweige abbricht und in Wasser oder Erde steckt. Man kann sie aber auch in einzelne Zellen auflösen und aus diesen dann auf Nährboden komplette neue Pflanzen züchten. Man kann einen Regenwurm klonen, indem man ihn in der Mitte durchschneidet, denn beide Enden regenerieren sich zu vollständigen Würmern. Auch bei höheren Tieren spricht man von Klonieren, wenn man aus mehreren Eizellen die Zellkerne entfernt, diese durch Zellkerne aus Körperzellen eines Tieres ersetzt und mit diesen Eizellen weibliche Tiere künstlich befruchtet. Allerdings sind die so entstehenden Nachkommen nicht wirklich vollständig genetisch identisch mit dem Spender der Zellkerne, weil die Mitochondrien mit ihrem eigenen Erbgut aus den Eizellen stammen. Besonders einfach ist das Klonieren von Bakterien, denn man muß nur ein einzelnes Bakterium in eine Nährlösung werfen, in welcher es sich dann einfach durch Teilung vermehrt. Allerdings kommt es dabei oft zu Mutationen, sodaß schließlich doch nicht alle Bakterien in der Lösung vollständig identisch sind. Außerdem nennt man diese Klonierung in der Molekularbiologie nicht Klonierung, weil man den Begriff meist im engeren Sinne für eine ganz bestimmte Klonierung verwendet. Unter Klonierung verstehen Molekularbiologen normalerweise die Vermehrung einer Nukleinsäure-Sequenz in einem Vektor.

Koeffizient = konstanter Faktor einer veränderlichen Größe

Kohorte nennt man im Zusammenhang mit der BSE-Bekämpfung inzwischen die Tiere einer Herde, die 12 Monate vor bis 12 Monate nach einem BSE-Rind im selben Betrieb geboren wurden (Geburtskohorte) oder nachweislich dasselbe Futter erhalten haben (Fütterungskohorte). Ursprünglich war aber eine Kohorte eine militärische Einheit der Römer. In diesem Sinne der Einheit versteht man in den Sozialwissenschaften und oft auch in der TSE-Forschung eine Kohorte im allgemeineren Sinne einer Gruppe mit gleichartigen Startbedingungen (z.B.: Alterskohorten, Geburtenkohorten, Eheschließungskohorten, Berufseintrittskohorten).

Kolon = Grimmdarm, Teil des Dickdarms

Kolorimetrie oder auch Photometrie nennt man die Bestimmung der Konzentration eines gelösten Farbstoffes durch die Messung der durch ihn verursachten Lichtabsorption bei einer bestimmten Wellenlänge. Möglich ist dies, weil die Schwächung eines monochromatischen Lichtstrahles in einer nicht zu konzentrierten Farbstoff-Lösung nur von seiner Wegstrecke, der Konzentration des Farbstoffes und von dessen stofftypischen Eigenschaft abhängt, Licht dieser Wellenlänge zu schlucken bzw. in eine andere Energieform umzuwandeln. Diese stofftypische Eigenschaft nennt man molaren Absorption-Koeffizienten oder auch Extinktions-Koeffizienten und er ist abhängig von der Wellenlänge des Lichtes, weil Farbstoffe bei verschiedenen Wellenlängen unterschiedlich stark absorbieren. Ansonsten wären sie ja nicht farbig, sondern grau. Mathematisch wird dieser Zusammenhang zwischen der Konzentration eines Farbstoffes und seiner Licht absorbierenden Wirkung durch das Lambert-Beersche-Gesetz (E = e • K • D) beschrieben, nach dem die Extinktion (E) einer Lösung proportional zur Konzentration (K) der darin gelösten lichtabsorbierenden Substanz und der Schichtdicke (D) der Lösung ist. Der Proportionalitätsfaktor ist dabei der molare Extinktions-Koeffizient (e). Daraus ergibt sich die Relation: Konzentration = gemessene Absorption / (molarer Absorption-Koeffizient • Schichtdicke).

kolorimetrisch = mittels Kolorimetrie

Kolostrum = Kolostralmilch vom lateinischen Colostrum heißt auch Vormilch, Biestmilch und Hexenmilch und ist die erste nach der Geburt eines Säugers von dessen Mutter produzierte Milch, welche sich von normaler Milch durch die in ihr enthaltenen Kolostrumkörperchen und Antikörper der Mutter unterscheidet. Beim Menschen wird das Kolostrum in geringen Mengen bereits ab der 6. Schwangerschaftswoche und in erheblichen Mengen während der ersten 3-5 Tage nach der Entbindung produziert. Kühe produzieren etwa 5 Tage lang (Berchtold/Grunert:Tierärztliche Geburtshilfe und Gynäkologie in Frage und Antwort, Ferdinand Enke Verlag Stuttgart, 1977) das für die menschliche Ernährung wegen seiner abführenden Wirkung und mangelhafter Kochfestigkeit ungeeignete Kolostrum, welches außerdem häufig rote Blutkörperchen oder deren Farbstoff Hämoglobin enthält und dadurch unappetitlich aussieht (Scheunert/Trautmann, Lehrbuch der Veterinärphysiologie, 7. Aufl. 1987, Hrsg. G. Wittke). Paragraph 18, Absatz 2 der deutschen Milchverordnung verbietet daher die Verwendung des Gemelkes der ersten 5 Tage für die menschliche Ernährung. In der Kälberaufzucht wird die maximale Immunität nur erreicht, wenn die neugeborenen Tiere während der ersten beiden Lebensstunden mit 1,5 Litern Biestmilch versorgt werden. Weitere 2,5 Liter müssen innerhalb der nächsten 12 Stunden getränkt werden. Dies ist verständlich, weil der Albumin/Globulin-Gehalt der Kolostralmilch sehr rasch von 16.6% (1 Stunde nach der Geburt) über 8,9% (nach 12 Stunden), 5,0% (nach 24 Stunden) und 2,2% (nach 48 Stunden) auf 0,9% nach 72 Stunden abnimmt (Scheunert/Trautmann, Lehrbuch der Veterinärphysiologie, 7. Aufl. 1987, Hrsg. G. Wittke). Etwa im gleichen Zeitraum nimmt auch die Durchlässigkeit der Kälberdarmwand für unverdaute Antikörper ab (Ernst Granz, Tierproduktion, 8. Auflage 1978, Paul Parey Verlag, Berlin und Hamburg). Weitere Informationen zu Biestmilch stellen beispielsweise das Institut für Tierzucht der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommerns und die Zeitung "Schweizer Bauer" im Internet zur Verfügung.

Kolostrumkörperchen = Leukozyten, welche zu Beginn der Laktation aus dem Bindegewebe in die Endstücke der Milchdrüse einwandern, sich dort mit Fetttropfen beladen und sich dadurch beträchtlich vergrößern

Kontamination = Verunreinigung

kontaminiert = verunreinigt

Korrelation = Zusammenhang, Beziehung, funktionelle Wechselbeziehung

Kovalent nennt man die Bindung zwischen zwei Atomen, wenn sie sich ein gemeinsames Elektronenpaar teilen. Man spricht dann auch von einer Atombindung.

kranial = kopfwärts

Krummdarm oder lateinisch Ileum heißt der durch die Peyer-Platten gekennzeichnete hintere, an den Dickdarm angrenzende Teil des Dünndarms

Kudu = Buschbock aus der Gattung der Tragelaphus (Drehhörner im engeren Sinne) in der Unterfamilie der Tragelaphinae (Waldböcke), welche genau wie Rinder, Schafe und Ziegen zur Familie der Bovidae (Hornträger) gehören

Kupffer-Sternzelle = Lebermakrophage

Kuru = eine Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die sich besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich aufgrund kannibalischer Riten im Eingeborenenstamm der Fore auf Papua-Neuguinea epidemisch ausbreitete

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