Fernsehdokumentation: "Festmahl der Tiere" (pdf)

Roland Heynkes, 6.9.2020

Zur selbständigen Erarbeitung meiner kritischen Zusammenfassung der Fernsehdokumentation: "Festmahl der Tiere" gibt es ein Lernmodul mit klausurähnlichen Aufgaben (PDF)

Gliederung

zum Text Kadaver-Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald
zum Text Fliegen nutzen Ökosystemen und der Polizei
zum Text Stoffkreislauf mit Abkürzungen
zum Text raffinierte Totengräber
zum Text Wälder brauchen Totholz
zum Text Holzwespen-Larven leben in Totholz
zum Text Destruenten können auch extreme Mengen von Kadavern unschädlich machen.
zum Text Lachse transportieren Nährstoffe aus den Großen Seen in weit entfernte Wälder.
zum Text Korrekturen

Kadaver-Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald nach oben

Zerfall und Zersetzung spielen eine wichtige Rolle im Wald. Erstaunlicherweise ist noch nicht gut erforscht, was genau mit den Leichen der Tiere passiert, die im Wald verenden. Deshalb wird das unter anderem von Biologen im Nationalpark Bayerischer Wald erforscht. Die Fernsehdokumentation: "Festmahl der Tiere" zeigt, wie der Kadaver-Ökologe Christian von Hörmann und zwei Kollegen den Kadaver einer Hirschkuh an einen ruhigen Platz im Wald legten. Mit Kameras beobachteten sie, welche Tiere das tote Tier besuchten und was sie damit taten. So beobachteten sie unter anderem Marder, Luchse, Füchse, Rotmilane, Rabenkrähen, Wildschweine, Wölfe, Dachse und Wildschweine. Sie alle können auch jagen, fressen aber auch gerne Aas. Das gilt auch für die zahlreich auf dem toten Tier beobachteten Aaskäfer, denn die fressen auch gerne Fliegen-Larven.

Neben einem schon seit einer Woche im Wald liegenden Reh-Kadaver hatten die Forscher als Falle einen Becher im Waldboden versenkt. So können sie im Labor bestimmen, welche Insekten vom Kadaver angelockt wurden. Denn der Verwesungs-Prozess verläuft bei jedem Kadaver anders.

Unter der Leiche fanden die Kadaver-Ökologen außer einigen Käfern gut versteckt vor Fressfeinden einen großen Haufen Fliegen-Maden. Durch ihre intensive Verdauungstätigkeit, Bewegung und die Reibung an ihren Körpern entsteht soviel Wärme, dass die Maden sich selbst und ihre unmittelbare Umgebung auf über 40°C erwärmen können. Die Wärme beschleunigt die Entwicklung der Maden.

Fliegen nutzen Ökosystemen und der Polizei nach oben

Zu den ersten Aasfressern an einem Kadaver (Leiche) gehören Fliegen, die mit ihren Fühlern extrem gut riechen können. Sie paaren sich und jedes Weibchen legt Hunderte Eier in die Nähe der Körperöffnungen der Leiche ab. Ameisen und Wespen füttern mit den Fliegeneiern, Wespen und Vögel auch mit den Fliegen ihre Brut. Aus den nicht gefressenen Eiern schlüpfen Larven, die sich von dem Kadaver ernähren. Auch weil sie mit dem Hinterleib atmen, können sie vorne ununterbrochen fressen, schnell wachsen und sich schon nach einigen Tagen verpuppen. Aus den Puppen schlüpfen wieder Fliegen, die sich paaren und erneut Eier legen. So vermehren sich die Fliegen an einem Kadaver explosionsartig.

Wenn ein Mensch einsam in seiner Wohnung stirbt, können Biologen manchmal an der Entwicklung der Fliegen-Larven erkennen, wie lange der Mensch schon tot ist. Prof. Damien Charabidze und seine Kollegin Larissa Komo an der Universität Lille beobachten daher die Entwicklung von Fliegen-Larven auf toten Schweinen, die sie in einen Raum legen. Aus den Fliegeneiern können die ersten winzigen Larven schon nach 8 Stunden schlüpfen. Aber das ist stark temperaturabhängig. Je nach Temperatur verpuppen sich die Larven schon nach 3,5 oder erst nach 14 Tagen.

Nebenbei beobachtete Prof. Charabidze auch eine winzige Schlupfwespen-Art, die ihre Eier in die Puppen legt. Daraus schlüpfen Schlupfwespen-Larven, welche die Fliegen-Made von innen auffressen. Aus der Puppe schlüpfen statt einer Fliege einige Schlupfwespen.

Stoffkreislauf mit Abkürzungen nach oben

Im Wald werden Kadaver von verschiedensten Aasfressern und anderen Destruenten (hauptsächlich Bakterien, Pilzen und Schleimpilzen) zersetzt und ein Teil ihrer Materie gelangt als wertvoller Dünger in den Waldboden. Außerdem düngt der Kot der Maden, Fliegen, Ameisen, Wespen und Vögel den Boden, denn er bringt Pflanzennährstoffe zurück, die am Anfang des Stoffkreislaufes von Pflanzen mit dem Wasser (H2O) aus dem Boden gesaugt wurden. Sie haben sich davon ernährt.

Außer den Pflanzennährstoffen nehmen Pflanzen durch ihre Spaltöffnungen Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft auf und saugen mit ihren Wurzeln Wasser (H2O) aus dem Boden. Die Pflanzennährstoffe, H2O und CO2 sind sehr energiearm. Aber Pflanzen haben von den uralten Cyanobakterien eine sehr wichtige Fähigkeit geerbt. Beide beherrschen die sogenannte Fotosynthese. Dabei nutzen sie die Strahlungsenergie von Licht, um aus den energiearmen Stoffen CO2 und H2O den energiereichen Stoff Glucose zu produzieren. Aus Glucose und den Pflanzennährstoffen bauen Pflanzen all die Stoffe auf, aus denen Pflanzen bestehen. Darum nennt man die Pflanzen Produzenten.

Schema zum Zusammenhang von Fotosynthese und Zellatmung
Schema zum Zusammenhang von Fotosynthese und Zellatmung
Die Zellatmung ist in der Summe die Umkehrung der Fotosynthese. Das Schema zeigt außerdem, warum sich Pflanzen und Tiere gegenseitig brauchen.

Den Produzenten gegenüber stehen die Konsumenten. Denn die Konsumenten verbrauchen, was die Produzenten produziert haben.

Als Erste ernähren sich Pflanzenfresser von den Pflanzen. Darum heißen die Pflanzenfresser auch Primärkonsumenten. Dabei übernehmen die Primärkonsumenten das Wasser, die Mineralstoffe und die Biomoleküle der Produzenten.

Von Primärkonsumenten (Pflanzenfressern) ernähren sich die Sekundärkonsumenten genannten Raubtiere. Dabei nutzen die Räuber die Stoffe der Beute als Quelle für chemische Energie und Baustoffe. Die Stoffe der Pflanzenfresser werden zu Nährstoffen für die Raubtiere.

Kleinere Raubtiere (Sekundärkonsumenten) können zur Beute stärkerer Raubtiere (Tertiärkonsumenten) werden.

Aber auch das stärkste Raubtier (Tertiärkonsument) stirbt irgendwann und wird zur Beute von Aasfressern (Destruenten), von denen einige wiederum von Raubtieren gefressen werden.

Alle Konsumenten düngen mit ihrem Kot den Waldboden. Und sie alle atmen Kohlenstoffdioxid aus, welches die Pflanzen einatmen. Seit ungefähr 4 Milliarden wechseln so Stoffe von einem Lebewesen zum nächsten. Und entstanden sind all unsere Atome mit Ausnahme des Wasserstoffs in Sternen, die irgendwann als Supernovae explodierten. Seit einigen Jahrzehnten werden leider auch immer mehr Schadstoffe und Mikroplastik in den Nahrungsketten weitergegeben.

Schema zu Energiefluss und Stoffkreislauf im Nahrungsnetz
Schema zum Energiefluss und Stoffkreislauf im Nahrungsnetz
Dieses Schema zeigt, wie die Energie mehr und mehr als Wärme verloren geht, während die Stoffe nicht verloren gehen, sondern immer wieder im Kreislauf durch die Nahrungsketten weitergegeben werden.

raffinierte Totengräber nach oben

Mit ihren Fühlern riechen Käfer mit dem bezeichnenden Namen Totengräber tote Tiere aus mehreren Kilometern Entfernung, selbst wenn sie hoch über dem Wald fliegen. Manchmal kämpfen mehrere Käfermännchen auf Leben und Tod um eine tote Maus. Der Sieger lockt mit Pheromone genannten Duftstoffen ein Weibchen an, paart sich vielfach mit ihr und gemeinsam vergraben sie die tote Maus. Dann legt das Weibchen seine Eier neben die Maus, damit sich die bald geschlüpften Larven von ihr ernähren können. Die Eltern enthaaren die Maus und beschmieren sie mit einem Sekret, das Mikroben tötet und dadurch die Verwesung der Maus verlangsamt sowie den Leichengeruch reduziert. Zusätzlich schützen die Eltern das Fleisch der Maus mit Hefepilzen aus ihrem Darm vor Fäulnis. Nach 5 Tagen schlüpfen die Larven, kriechen zur Maus und werden während ihrer etwa einwöchigen Wachstumsphase von ihren Eltern gefüttert. Am Ende verpuppen sie sich und aus den Puppen schlüpfen wieder Käfer.

Wälder brauchen Totholz nach oben

Im Wald sterben nicht nur Tiere, sondern auch die Pflanzen irgendwann. In normalen, auch Wirtschaftswälder genannten Forsten werden tote Bäume möglichst schnell gefällt, zerlegt und entrindet, damit sie keine Borkenkäfer mehr anlocken. Da immer häufiger Baumstämme aus dem Wald gestohlen werden, versucht man diese auch möglichst rasch zu verkaufen. Dadurch verschwinden mit dem Holz aber auch die Nährstoffe aus dem Wald, mit deren Hilfe die Bäume gewachsen waren. Im Nationalpark Bayerischer Wald lässt man seit Jahrzehnten die toten Bäume im Wald und beobachtet nur, was passiert. Viele Wissenschaftler waren selbst überrascht, wie gut dem Wald das tote Holz tut und wie schnell er sich selbst von 3 massiven Baumsterben durch Borkenkäfer-Plagen der 1980er, 1990er und 2000er Jahre erholte, obwohl dort mehr als die Hälfte aller Fichten abstarben. Letztlich half der in Wirtschaftswäldern gefürchtete Borkenkäfer beim Umbau einer Fichtenmonokultur zu einem artenreichen Wald.

Holzwespen-Larven leben in Totholz nach oben

Holzwespen bohren mit einem speziellen Stachel tiefe Löcher in totes Holz. In jedes dieser Löcher legen sie ein Ei und zusätzlich Pilz-Sporen. Bevor aus dem Holzwespen-Ei eine Larve schlüpft, wachsen Pilzfäden (Hyphen) aus den Sporen und verdauen das Holz teilweise. Dadurch wird das Holz weich und perfektes Futter für die Holzwespenlarven, die dann jahrelang im toten Baumstamm fressen und wachsen. Am Ende verpuppen sie sich und aus den Puppen schlüpfen wieder Holzwespen.

Destruenten können auch extreme Mengen von Kadavern unschädlich machen. nach oben

Die Professoren Marcus Lashley, Brandon Barton, Heather Jordan und Jeff Tomberlin von der Mississippi State University legten 3.000 kg tote Schweine 2016 dicht nebeneinander in einen Wald. Kameras beobachteten Geier und Kojoten und natürlich Fliegen auf den Kadavern. Große Destruenten verdauen Kadaver und düngen dann mit ihrem Kot den Waldboden. Als nach nur einer Woche Millionen Fliegen-Maden bereit waren für die Verpuppung, da bildeten sie einen 10 cm dicken und mehrere Meter langen Madenteppich. Die Maden und später die Fliegen sorgten dafür, dass die Masse der toten Körper im Nahrungsnetz des Wald fein verteilt wurde. Das hilft auch dem Waldboden, denn eine größere Menge Leichensäfte würde den Boden über Jahre für die meisten Lebewesen unbewohnbar machen. Der von der Kadaver-Forschung im Bayerischen Wald begeisterte Prof. Eric Benbow von der Michigan State University erzählt von einem amerikanischen Experiment, bei dem eine riesige Maden-Masse gemeinsam 25 Meter weit in den Wald kroch, um sich dann strahlenförmig zu zerstreuen.

Lachse transportieren Nährstoffe aus den Großen Seen in weit entfernte Wälder. nach oben

Prof. Eric Benbow untersucht mit seinen Mitarbeiterinnen die Verteilung von Stoffen und Energie von nach dem Ablaichen massenhaft gestorbenen Lachsen in einem Wald. Solange die in den 1960er Jahren ausgewilderten Lachse in den großen Seen zwischen Chicago und der kanadischen Grenze heranwachsen, nehmen sie Nährstoffe aus den Seen auf. Dann schwimmen sie Flüsse hinauf in ihre Laichgewässer. Dort paaren sie sich während der Eiablage. Danach sterben die meisten Lachse, die es dort hin geschafft haben. Die Forscher vermuten, dass die Lachse den Wald nicht nur düngen, sondern auch mit Schadstoffen und Mikroplastik verunreinigen. Und sie wollen wissen, was das mit den Mikroben im Boden macht.

Korrekturen nach oben

Leider werden auch in dieser Dokumentation einige Unwahrheiten behauptet. So ist es nicht wahr, dass alle Lebewesen sterben. Denn alle heute lebenden Bakterien sind rund 4 Milliarden Jahre alt und kein bischen gealtert. Es stimmt auch nicht, dass der Erde keine neuen Stoffe zugeführt werden. In Wirklichkeit fällt täglich eine Menge Materie aus dem Weltall auf die Erde. Es stimmt auch nicht, dass sich alle Lebewesen letztlich von den Überresten oder Ausscheidungen anderer Lebewesen ernähren. Denn es gibt Pilze, die sich von Steinen sowie Bakterien, die sich von energiereichen Mineralien ernähren. Und auch die Pflanzennährstoffe müssen nicht unbedingt von anderen Lebewesen stammen. Deshalb ist auch die Behauptung Unsinn, alle Lebewesen verdankten ihr Dasein den Destruenten. Trotzdem sind diese wichtig für ihre Ökosysteme. Es wäre nur besser, wenn sich die Autoren von Dokumentationen über biologische Themen Worte wie: "alle" und: "immer" verkneifen würden.

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Roland Heynkes, CC BY-NC-SA 4.0