Das mit Hilfe des Veit-Smellie-Manövers aus Fußendlage entwickelte Frühgeborene starb innerhalb 10 Minuten nach der Geburt unter Anzeichen schwerster Atemnot.
Bei der Obduktion wurden keine äußeren Fehlbildungen gefunden. Auch das Gehirn erschien weitgehend normal, bis auf einige kleinere Blutungen in der Weißen Substanz des Kleinhirns, mehrere oberflächliche Risse in beiden Tentoriumsblättern sowie etwa 20 ml frisches Blut im subtentorialen Raum. Die Organe waren mit Ausnahme der Lunge ohne besonderen Befund. Bei der histologischen Untersuchung der Lunge wurden in fast allen mittelgroßen und einigen kleinen Ästen der Lungenarterie Pfropfen aus Kleinhirngewebe (Rinden- wie auch Marksubstanz) gefunden, aber keine Blutgerinnsel oder Emboli anderer Herkunft. Die histologische Untersuchung des Gehirns ergab einige Blutungen in der Weißen Substanz des Kleinhirns nahe dem Nucleus dentatus und Emboli aus Kleinhirnrindengewebe und -mark in den kleinen Venen der Pia mater auf der hinteren Oberfläche der Medulla oblongata. Vergleichbare Emboli wurden auch in den vom Plexus chorioideus der Seitenventrikel abgehenden Venen gefunden. Der genaue Ursprung der KleinhirngewebsEmboli konnte nicht lokalisiert werden, da das Gewebe selbst nach Formalinfixierung zu weich und brüchig war.Verletzungen des Tentoriums und Blutungen in den subtentorialen Raum sind nach Erfahrungen der Autorin bei einer Fußendlage nichts Ungewöhnliches. Im vorliegenden Fall lassen sich die Funde der Kleinhirngewebsemboli in der Lunge am besten mit einem Riss im Blutleiter erklären, der zwischen den beiden Tentoriumsblättern verläuft. Starke intrakraniale Druckschwankungen während der Geburt führten dann zum Übertritt von Kleinhirngewebsfragmenten in die Blutbahn und zur Verteilung im Kreislauf.
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