Journal of Food Protection 1999, 62 (4): 390-3

Dr. Ingrid Schütt-Abraham, 12.7.2001

Gliederung


Bibliographische Angaben

Schmidt,G.R.; Hossner,K.L.; Yemm,R.S.; Gould,D.H. - Potential for Disruption of Central Nervous System Tissue in Beef Cattle by Different Types of Captive Bolt Stunners - Journal of Food Protection 1999, 62 (4): 390-3

Meine Zusammenfassung des Artikels

Von Dezember 1997 bis Juni 1998 wurden Untersuchungen in 15 US-amerikanischen Schlachtbetrieben durchgeführt. 8 dieser Betriebe verwendeten druckluftinjizierende Bolzenschussgeräte (150 bis 176 psi, das entspricht ca. 10 - 12 atm), 4 Betriebe benutzten druckluftangetriebene und 3 Betriebe munitionsangetriebene Bolzenschussgeräte.

Alle bei der Fleischuntersuchung in der rechten Herzkammer gefundenen Blutgerinnsel von mehr als 3 cm Durchmesser und/oder sichtbare Gewebeteile wurden erfasst, fotografiert und nach histologischen Standardverfahren (HE-Färbung) untersucht.

Blutgerinnsel in der rechten Herzkammer fanden sich bei 33 % der 1050 Rinder, die mit druckluftinjizierenden Bolzenschussgeräten betäubt worden waren, bei 12 % der 450 Rinder, die mit druckluftangetriebenen Bolzenschussgeräten betäubt worden waren sowie bei 1 % der 480 Rinder, die mit munitionsgetriebenen Bolzenschussgeräten betäubt worden waren.

Ein Zusammenhang der Häufigkeit des Vorkommens solcher Blutgerinnsel mit der Schlachttierkategorie (Mastrinder, Bullen oder Milchkühe) oder der Schlachtgeschwindigkeit (10 bis 360 Tiere pro Stunde) war demgegenüber nicht erkennbar.

Nur bei zwei Tieren wurde Zentralnervengewebe in der rechten Herzkammer nachgewiesen, wobei die meisten der 10 - 13 cm langen Rückenmarksstücke im Herzen desselben Tieres gefunden wurden. Beide Rinder stammten aus demselben Schlachtbetrieb, der Milchkühe und Bullen mit einem druckluftinjizierenden Bolzenschussapparat betäubte und die Tiere vor der Betäubung in einem Bandrestrainer ruhigstellte. Die Autoren konnten beobachten, dass die Druckluft bei einigen Tieren über längere Zeit oder sogar mehrmals injiziert wurde, um das Rückenmark zu zerstören und die Tiere reflexlos zu machen. Dies war nicht möglich, wenn die Tiere in einer Betäubungsbox ruhiggestellt wurden, da sie dann im Schuss niederstürzten und damit außer Reichweite des Betäubers gerieten.

Anmerkungen der Rezensentin

Blutkoagula lassen sich bei der Fleischuntersuchung im eröffneten Herzen zwar leicht erfassen, sind jedoch auch nach Ansicht der Autoren kein Indikator für das Vorhandensein von Zentralnervengewebe. Sie können lediglich zur Abschätzung des Ausmaßes der Schädigung (auch peripherer) Gefäße dienen, da nach Zerreißung der Gefäßwände infolge der einsetzenden Blutgerinnung grundsätzlich mit Thrombenbildung zu rechnen ist. Menge und Größe der in der rechten Herzkammer von nur zwei Tieren gefundenen Rückenmarksabschnitte lassen sich nur mit exzessiver Druckluftanwendung im Einzelfall erklären, da dieser Schlachtbetrieb von allen 8 druckluftinjizierenden Betrieben das zweitniedrigste Vorkommen von Blutkoagula hatte.

Copyright Dr. Ingrid Schütt-Abraham


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