NR AQRN
AU Nolden,S.
TI SPD-Gesundheitsexpertin kritisiert BSE-Verordnung von Seehofer
QU ddpADN-Interview vom 26.7.95
PT ddpADN-Interview
VT Die Nachrichtenagentur ddp/ADN (Deutscher Depeschendienst/Allgemeiner deutscher Nachrichtendienst) brachte ein Interview von Stephan Nolden mit der Bundestagsabgeordneten Antje-Marie Steen (SPD). Frau Steen beklagte, dass nach der neuen BSE-Dringlichkeitsverordnung von Bundesgesundheitsminister Seehofer, weniger als 31 Monate alte Rinder für BSE-frei erklärt werden. Der Minister stütze sich dabei auf dieselben Experten aus dem wissenschaftlichen Veterinärausschuß der EU, die schon einmal die Situation völlig falsch eingeschätzt hätten. Noch Anfang dieses Jahres hätten die Experten es für ausgeschlossen gehalten, dass ein Rind des Jahrganges 1992 an BSE erkranken und sterben könne. Doch 1995 im vergangenen Monat wurde bei einem 1992 geborenen Rind aus der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Großbritanniens Rinderwahnsinn (BSE) festgestellt. Angesichts der langen Inkubationszeit bezeichnet Steen die neue Verordnung als "glatten Hohn". Die Dringlichkeitsverordnung bedeute in der Praxis, dass nunmehr Rinder geschlachtet werden können, ehe Symptome aufträten. Von präventivem Verbraucherschutz könne deshalb keine Rede sein. Britische Veterinäre bezifferten die Wahrscheinlichkeit einer maternalen Übertragung mittlerweile auf 5%. Auch werde das Verfütterungsverbot in Großbritannien offensichtlich nicht streng eingehalten. Frau Steen sieht eine Parallele zwischen Seehofers inkonsequenter Haltung und dem Versagen der Gesundheitspolitik gegenüber AIDS.
IN Die Stellungnahme von Frau Steen wirft für mich einige Fragen auf. Rinder konnten doch schon immer vor dem Auftreten von Symptomen geschlachtet werden. Inwiefern könnte die neue Dringlichkeitsverordnung hier eine Verschlechterung bringen? Worauf gründet sich die Angabe eines maternalen Übertragungsrisikos von 5% und worauf bezieht sich die Prozentangabe? Ist damit die Wahrscheinlichkeit einer Übertragbarkeit an sich oder die Häufigkeit einer Übertragung gemeint, deren Möglichkeit in diesem Fall bereits bewiesen wäre? Woher weiß man denn, dass das Verfütterungsverbot in England nicht eingehalten wird?
AD Stephan Nolden, Südallee 68, 56068 Koblenz, Tel. u. Fax: 0261/32955
SP deutsch
PO Deutschland
OR Prion-Krankheiten 6