NR AFDL

AU Harries-Jones,R.; Knight,R.S.G.; Will,R.G.; Cousens,S.N.; Smith,P.G.; Matthews,W.B.

TI Creutzfeldt-Jakob disease in England and Wales, 1980-1984: a case-control study of potential risk factors.

QU Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry 1988 Sep; 51(9): 1113-9

PT journal article

AB An attempt was made to ascertain all cases of Creutzfeldt-Jakob disease occurring in England and Wales during the 5 year period 1980-1984. The mean annual mortality rate was 0.49/million; women were more frequently affected than men. The age-specific mortality rate reached a peak in the seventh decade. A case-control study involving 92 of the 122 definite and probable cases ascertained failed to confirm the reality of previously suspected aetiological agents in the environment. Although there was no confirmed instance of familial Creutzfeldt-Jakob disease in the case-control study, dementia in close relatives was significantly more common than in controls.

IN Die Autoren versuchten, alle in den 5 Jahren 1980-1984 in England und Wales an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorbenen Patienten epidemiologisch zu untersuchen. Ihnen wurden 249 mögliche Creutzfeldt-Jakob-Fälle gemeldet, von denen 93 (54 Frauen und 39 Männer) als sichere Fälle von Creutzfeldt-Jakob-Krankheit eingestuft wurden. Bei 29 Patienten (16 Frauen und 13 Männer) handelte es sich wahrscheinlich um die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Die 22 nur als mögliche Creutzfeldt-Jakob-Fälle eingestuften Patienten wurden in der Studie nicht weiter berücksichtigt.
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Todesjahr
1980 1981 1982 1983 1984 Summen
Frauen 16 13 14 12 14 69
Männer 8 10 9 9 13 49
Summen 24 23 23 21 27 118
3 Patienten starben erst 1985, einer lebte noch.
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Bei 48,5 Millionen Einwohnern in England und Wales im Jahre 1981 ergibt sich daraus eine durchschnittliche Inzidenz von knapp 0,49 Fällen pro Jahr und Million Einwohner. Frauen waren nach Ansicht der Autoren nicht nur wegen iher höheren Lebensdauer signifikant häufiger betroffen als Männer. Kombiniert mit den Daten älterer Studien kommen sie sogar auf 165 Frauen und nur 106 Männer (1,56/1).
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Alter der Gestorbenen
<45 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 Summen
Männer 1 0 7 9 8 10 2 4 41
Frauen 0 2 7 3 14 14 9 2 51
Summen 1 2 14 12 22 24 11 6 92
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Die alterskorrigierte Inzidenz zeigte ein Maximum im 7. Lebensjahrzehnt. Das Durchschnittsalter lag bei 63,2 (bei Frauen 63,8, bei Männern 62,3), bei einer Spanne von 33-82. Die Abnahme der Fallzahlen bei noch älteren Menschen ist so stark, dass die Autoren eine altersabhängig extrem unterschiedliche Dunkelziffer als Erklärung hierfür nicht für ausreichend halten. Wenn es wirklich ein Mortalitätsmaximum gibt, dann muß es auch beim Zeitpunkt des Beginns der Inkubationszeit ein Maximum geben. Dies hätte zwei sehr wichtige Konsequenzen.
Erstens würde dies bedeuten, dass der oder die Auslöser der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit jüngere Menschen mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit treffen. Es ist schwer vorstellbar, welcher spontane Mechanismus ohne Infektion damit vereinbar sein könnte. Daher spricht die Beobachtung eines Erkrankungsaltermaximums dafür, dass die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit meistens durch Infektionen bei jungen Menschen verursacht wird.
Zweitens würde dies bedeuten, dass die aufgenommene Erregermenge beim Menschen normalerweise einen wesentlich geringeren Einfluß auf die Inkubationszeit haben muß, als dies bei intrazerebraler Inokulation von Nagern beobachtet wurde. Irgendwelche Alles-Oder-Nichts-Mechanismen sind wahrscheinlich die einzige Erklärung hierfür. Genau das wurde aber auch bei TSE-Übertragungen über Speziesbarrieren hinweg beobachtet, wo mit der Dosis weniger die Inkubationszeit sinkt, sondern vielmehr die Erkrankungswahrscheinlichkeit zunimmt. Daher scheint das beim Menschen zu beobachtende Erkrankungsmaximum dafür zu sprechen, dass in den meisten Fällen Infektionen über Speziesbarrieren hinweg für die sogenannte sporadische Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verantwortlich sind.
Wenn dem so ist, dann sind wegen der Speziesbarrieren normalerweise sehr lange Inkubationszeiten zu erwarten. Daraus würde folgen, dass genau wie die Rinder auch Menschen als Kinder oder Jugendliche ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko haben.
Von 111 Fällen mit bekannter Familiengeschichte hatte einer einen Verwandten, der eindeutig ebenfalls an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorben war. Bei 4 weiteren Patienten könnte ein Verwandter ersten Grades ebenfalls betroffen gewesen sein.
Mit einer Fall-Kontrollstudie konnten die Autoren keine Risikofaktoren erkennen. Sie wählten für jeden Creutzfeldt-Jakob-Patienten je zwei zur selben Zeit im selben Krankenhaus liegende Patienten gleichen Geschlechts und ungefähr gleichen Alters (+/- 4 Jahre) zum Vergleich. Je eine der Kontrollpersonen hatte eine andere neurologische Störung. Diese Auswahl schränkt natürlich die Aussagekraft dieser Studie hinsichtlich iatrogener Risikofaktoren massiv ein. So fand man keine signifikanten Unterschiede zwischen den Creutzfeldt-Jakob-Patienten und den Kontrollen hinsichtlich der Häufigkeit von Augenoperationen (6/14), Kopfverletzungen (17/37), Gelbsucht (8/15), Bluttransfusionen (15/37), Blutspenden (14/20), Drüsenfieber (2/2), Poliomyelitis (4/2), regelmäßigen Injektionen (10/15), Asthma (10/11), Autoimmunkrankheiten (3/9), oder Linkshändigkeit (12/17). Wen wundert es, dass die Kontrollpersonen sogar häufiger operiert (außer an den Augen) worden waren (57/136), Organe verloren hatten (26/73), bei Operationen innerlich genäht wurden (48/118), oder während der letzten 5 Jahre Traumen erlitten hatten (17/45). Sogar Augeninnendruckmessungen während der letzten 2 Jahre fand man bei nur 1 Creutzfeldt-Jakob-Patienten und 8 Kontrollen. Dagegen hatten die Creutzfeldt-Jakob-Patienten signifikant häufiger Herpes Zoster (6/0) oder psychische Erkrankungen (meistens Depressionen oder Zusammenbrüche). Außerdem gab es unter den sämtlich nicht erblichen Fällen der Fall-Kontrollstudie eine signifikant erhöhte Häufigkeit von Demenzen unter den Verwandten der Creutzfeldt-Jakob-Patienten. Die meisten dieser Demenzen hatten allerdings keine Ähnlichkeit mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
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95%-Zuver- Zahlen der
Odds lässigkeits- CJD- Kontrollen
Risikofaktor ratio intervall p-Wert Fälle Neuro andere
Operationen 0,6 0,3- 1,00 <0,10 57 68 68
Gürtelrose bei 2,6 2,4- <0,005 6 0 0
Erwachsenen
Alkoholproblem 0,5 0,3- 0,8 <0,005 50 71 61
Katzenhaltung 2,0 1,2- 3,6 <0,01 34 15 27
Haustiere außer 4,4 1,5-12,7 <0,01 11 3 2
Katzen und Hunden
Kontakt zu Frettchen 2,1 1,0- 4,2 0,05 19 14 8
Kontakt zu Nerz 8,6 0,9-77,9 0,08 4 1 0
Demenz in der Familie 3,6 1,8- 7,1 <0,0005 27 11 8
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Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen Creutzfeldt-Jakob-Patienten und Kontrollpersonen hinsichtlich der Haltung von Hunden (50/81), Wellensittich (15/20), Hamster (2/4), Kaninchen (3/5). Etwas häufiger hatten Creutzfeldt-Jakob-Patienten Kontakt mit Schafen (13/20), Pelzen (7/8) und Tierkadavern (5/7). Bei Katzen war hingegen der Unterschied zufällig signifikant und noch deutlicher fand man bei den Creutzfeldt-Jakob-Patienten mehr Halter von Zierfischen, Käfigvögeln, Frettchen und Nerzen. Außerdem neigen Creutzfeldt-Jakob-Patienten dazu, ihre Heimtiere frei durch ihre Wohnungen streifen zu lassen. Es ist einfach lächerlich.
Es wurde kein Zusammenhang zwischen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und Rauchen, Alkoholgenuß, oder Verzehr von Fleisch, Leber und Hirn gefunden, aber die wenigen untersuchten Creutzfeldt-Jakob-Patienten hatten nach Auskunft ihrer Angehörigen tendenziell weniger Nieren und mehr Innereien gegessen als die Kontrollpersonen.
Die Creutzfeldt-Jakob-Patienten hatten in 27 Fällen, die neurologischen Kontrollpatienten nur in 11 Fällen und die "normalen" Kontrollpatienten sogar nur in 8 Fällen Verwandte mit Demenzen.
Immerhin 2 Creutzfeldt-Jakob-Patienten, aber nur 1 Kontrollpatient hatte mindestens 2 Verwandte mit Demenzen im noch nicht hohen Alter. Im Gegensatz dazu hatten jeweils 2 Creutzfeldt-Jakob-Patienten und Kontrollpatienten mindestens 2 sehr alte Verwandte mit Demenzen. Außerdem gab es 4 Geschwister von CJK-Fällen und 3 Geschwister von Kontrollen mit Demenzen und je ein CJK-Fall und ein Kontrollpatient hatten je 1 Kind mit Demenzen. Die Mütter von 13 Creutzfeldt-Jakob-Patienten und nur 10 Kontrollen starben mit Demenzen. Andererseits waren die Väter von 4 Kontrollen, aber keines Creutzfeldt-Jakob-Patienten mit Demenzen gestorben.
Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass durch die Berichte der Angehörigen von Creutzfeldt-Jakob-Patienten nicht einfach mit den persönlichen Aissagen von Kontrollersonen verglichen werden dürfen und das dies in dieser Studie weitgehend beachtet worden sei.

MH Adult; Aged; Aged, 80 and over; Creutzfeldt-Jakob Syndrome/*mortality/transmission; Cross-Sectional Studies; England; Female; Human; Male; Middle Age; Risk Factors; Support, Non-U.S. Gov't; Wales

AD University Department of Clinical Neurology, Radcliffe Infirmary, Oxford, UK

SP englisch

PO England

OR Prion-Krankheiten H

ZF kritische Zusammenfassung von Roland Heynkes

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