Roland Heynkes, 3.5.2003
Gliederung |
|
---|---|
![]() |
bibliographische Angaben |
![]() |
meine Zusammenfassung des Artikels |
van Duijn,C.M.; Delasnerie-Lauprêtre,N.; Masullo,C.; Zerr,I.; de Silva,R.; Wientjens,D.P.W.M.; Brandel,J.P.; Weber,T.; Bonavita,V.; Zeidler,M.; Alpérovitch,A.; Poser,S.; Granieri,E.; Hofman,A.; Will,R.G. - Case-control study of risk factors of Creutzfeldt-Jakob disease in Europe during 1993-95. European Union (EU) Collaborative Study Group of Creutzfeldt-Jakob disease (CJD). - Lancet 1998 Apr 11; 351(9109): 1081-5
Im Rahmen einer 1993-1995 in Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und dem vereinigten Königreich durchgeführten Studie wurden 405 sichere oder wahrscheinliche Creutzfeldt-Jakob-Patienten hinsichtlich möglicher Risikofaktoren mit 405 anscheinend nicht von der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit betroffenen Menschen verglichen. Es ist aber zu beachten, daß die Kontrollpersonen jeweils zur selben Zeit wie der zu vergleichende Creutzfeldt-Jakob-Patient im selben Krankenhaus lagen. So praktisch diese Auswahl sein mag, sie hat auch ihre Nachteile. Insbesondere hat diese Kontrollgruppe selber mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Behandlungen wie Blutransfusionen erhalten. Dadurch werden medizinische Risikofaktoren für die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit systematisch verdeckt.
Man fand eine Korrelation zwischen CJK und anderen in der Familie aufgetretenen Demenzen. Allerdings wurden Demenzkranke aus der Kontrollgruppe ausgeschlossen. Dies spricht nach Ansicht der Autoren für genetische Einflüsse außerhalb des Prionproteins. Dies könnte aber auch ein Hinweis auf Fehldiagnosen sein und außerdem muß wohl der Ausschluß von Demenzkranken aus der Kontrollgruppe zu einer künstlich erhöhten Korrelation zwischen Demenzen und der CJK-Gruppe führen.
Kein signifikant erhöhtes Risiko konnte nach medizinischen Eingriffen festgestellt werden:
Organ | CJK-Gruppe | Kontrollgruppe |
---|---|---|
Gehirn | 12/400 | 7/405 |
Wirbelsäule | 17/400 | 31/405 |
andere Operationen am Zentralnervensystem | 2/400 | 2/405 |
Auge | 33/401 | 34/406 |
Bluttransfusionen | 38/341 | 71/378 |
Elektromyographie | 9/162 | 26/176 |
Lumbarpunktur | 38/188 | 40/144 |
Impfung | 109/379 | 114/385 |
Hormonbehandlung | 41/313 | 30/320 |
Es wurde auch kein Zusammenhang zwischen CJK und neurologischen oder psychiatrischen Krankheiten, Infektionen, Allergien, Überempfindlichkeiten, Schädeltraumen, Augenuntersuchungen oder Zahnbehandlungen festgestellt.
Auch Zusammenhänge mit bestimmten Berufen waren nicht erkennbar:
Beruf | CJK-Patienten | Kontrollgruppe |
---|---|---|
Gesundheitsberufe | 32/397 | 35/404 |
Metzger | 7/392 | 5/401 |
Schlachthofarbeiter | 2/347 | 2/354 |
Fleisch- und Futterverarbeiter | 9/347 | 9/354 |
Lederverarbeiter | 2/347 | 2/354 |
Umgang mit Tieren und Tierprodukten | 73/395 | 75/402 |
Viehzüchter | 57/393 | 51/400 |
Farmarbeiter mit Rindern | 43/344 | 38/354 |
Farmarbeiter mit Schafen | 23/343 | 23/354 |
Im Zusammenhang mit Kontakt zu Tieren und Tierprodukten gibt es allerdings Auffälligkeiten:
Exposition | CJK-Patienten | Kontrollgruppe |
---|---|---|
Wohnen auf Bauernhöfen | 153/395 | 142/399 |
Gebrauch von Kunstdünger | 24/302 | 32/318 |
Kontakt zu Dünger aus Huf- und Hornmehl | 48/366 | 24/382 |
Kontakt mit Knochenmehl | 57/358 | 46/374 |
Kontakt mit Pelzen und Leder außer Kleidung | 42/391 | 24/397 |
In Italien wurde kein erhöhtes Risiko im Zusammenhang mit Lederprodukten beobachtet. Im Gegensatz zu anderen Ländern wurde in England bei Katzenbesitzern eine 2,5-fach erhöhte CJD-Häufigkeit gefunden.
Es ergaben sich auch keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen CJK und dem Konsum von Rindfleisch, Kalbfleisch, Lamm, Käse oder Milch. In einer Trendanalyse zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Schweinefleisch im Essen und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Die wenigen übrigen positiven Korrelationen waren die zwischen CJK und einer Vorliebe für rohes Fleisch und Gehirn, häufige Berührung von Lederprodukten, sowie Kontakt zu Dünger aus Huf- und Hornmehl.
Im Hinblick auf Nahrungsmittel deutet sich ein erhöhtes CJK-Risiko bei verstärktem Konsum von Hirn und rohem Fleisch an:
Nahrungsmittel | CJK-Patienten | Kontrollgruppe |
---|---|---|
Wurst | 382/400 | 381/403 |
rohes Fleisch | 143/390 | 106/393 |
roher Fisch | 24/131 | 20/143 |
Produkte aus tierischem Blut | 206/269 | 190/262 |
Milch | 292/307 | 290/313 |
Käse | 321/332 | 329/339 |
Eingeweide | 152/387 | 155/393 |
Niere | 176/383 | 175/398 |
Leber | 317/391 | 310/395 |
Hirn | 49/115 | 37/118 |
Auge | 4/316 | 2/332 |
Allerdings beruht die erhöhte Fallzahl bei Konsumenten von rohem Fleisch hauptsächlich auf deutschen und vorallem belgisch-niederländischen Zahlen. Die erhöhte Inzidenz bei Hirnessern ist noch nicht signifikant. Generell gab es unter den CJK-Patienten weniger Vegetarier als in der Kontrollgruppe, während die mehr als einmal pro Woche Fleisch essenden unter den CJK-Patienten häufiger waren. Diese erkennbare Tendenz ist aber statistisch noch nicht signifikant.
Alle erhöhten Inzidenzien waren beschränkt auf bezüglich des Codons 129 homozygote Menschen.
Von 405 europäischen Creutzfeldt-Jakob-Patienten waren 9 jünger als 40, 190 zwischen 40 und 64 und die restlichen 206 waren 65 oder älter. Bei nur 14 von 405 Creutzfeldt-Jakob-Patienten wurden Mutationen im Prionprotein gefunden.
Liste meiner Artikelzusammenfassungen
TSE-Hypertext-Projekt
meine Startseite
Autoren-Index
Kommentare und Kritik von Fachleuten sind jederzeit willkommen.
Copyright Roland Heynkes