Nature 1997 Nov 6; 390(6655): 74-7

Roland Heynkes, 22.4.2004

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Korth,C.; Stierli,B.; Streit,P.; Moser,M.; Schaller,O.; Fischer,R.; Schulz-Schaeffer,W.J.; Kretzschmar,H.A.; Raeber,A.; Braun,U.; Ehrensperger,F.; Hornemann,S.; Glockshuber,R.; Riek,R.; Billeter,M.; Wüthrich,K.; Oesch,B. - Prion (PrPsc)-specific epitope defined by a monoclonal antibody - Nature 1997 Nov 6; 390(6655): 74-7

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Durch einen glücklichen Zufall erzeugten Dr. Bruo Oesch und seine Mitarbeiter in der Firma Prionics eine beliebig vermehrbare Zelllinie, welche monoklonale Antikörper (15B3) produziert, welche spezifisch nur die krankheitstypische Form des Prionproteins erkennen sollen. Sollen schreibe ich deshalb so vorsichtig, weil die Verantwortlichen der Firma Prionics seit Jahren jede direkte Frage meinerseits nach diesem Antikörper ignorieren und ihn seltsamerweise auch nicht für ihre Tests verwenden.

Immunisiert hatten sie Mäuse ohne eigenes Prionprotein mit gentechnisch in voller Länge in E.coli erzeugtem Prionprotein, von dem man eigentlich nicht unbedingt annehmen konnte, daß es spontan die entartete Form annehmen würde. Es war früher bereits gezeigt worden, daß gentechnisch hergestelltes Prionprotein weder proteaseresistent, noch infektiös war. Die Injektion dieses rekombinanten Prionproteins in große Mengen des normalen Maus-Prionproteins produzierende Mäuse, ließ die Mäuse zumindest über die Beobachtungszeit von 430 Tagen nicht erkranken. Die als Immunantwort spezifisch vermehrten B-Lymphozyten aus den Milzen der Mäuse ohne eigenes Prionprotein wurden isoliert und mit unbegrenzt teilungsfähigen Myelomazellen fusioniert. Die von 50 so entstandenen beliebig vermehrbaren Hybridomzelllinien produzierten Antikörper wurden auf ihre Fähigkeit hin getestet, normales bzw. das krankheitstypische Prionprotein zu binden.

Eine der Zelllinien produzierte den Antikörper 6H4, der jede Form des Prionproteins erkennt. Eine andere Zelllinie jedoch produziert den bis dahin einzigartigen monoklonalen Antikörper 15B3, der kein normales Prionprotein, jedoch die für Maus-Scrapie, BSE und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit typischen Prionproteine vor und nach der Verkürzung durch einen Protease-Verdau markiert. Damit sollte dieser Antikörper die bisher beste Sonde zur Herstellung von BSE- und CJD-Tests dar stellen, und es ist seltsam, daß er dazu nicht genutzt wurde. Die Autoren spekulierten sogar darauf, daß ihr Antikörper therapeutisch einsetzbar sein könnte.

Erstaunlicherweise sind nicht alle vom Antikörper 15B3 gebundenen Prionproteine proteaseresistent. Zum Teil scheinen sie zwar bereits typische Strukturelemente der ß-Faltblattform angenommen zu haben, jedoch noch nicht die für eine Protease-Resistenz erforderliche Umfaltungsstufe erreicht zu haben. Möglicherweise werden die Prionproteine auch vom Antikörper 15B3 in einer nicht proteaseresistenten Zwischenform stabilisiert. Als mögliche Erklärungen für die erstaunliche Immunantwort auf rekombiniertes Prionprotein führen die Autoren die Hypothese von Lansbury und Caughey [AHAC] an, nach der sich die beiden Isoformen des Prionproteins in einem dynamischen Gleichgewicht von Hin- und Rückreaktion befinden könnten. Alternativ meinen sie, könnten sich auch normale Prionproteine zeitweise aneinander binden und so eine der entarteten Form ähnelnde Oberfläche bilden.

Durch Bindung an verschiedene Peptide und durch einen Vergleich der bindungsfähigen Peptide mit der durch NMR-Messungen gewonnenen mutmaßlichen dreidimensionalen Struktur des Prionproteins stellten die Autoren fest, daß drei räumlich benachbarte Sequenzabschnitte (142-148, 162-170 und 214-226) gemeinsam die an den Antikörper 15B3 bindende Oberfläche bilden, während der Antikörper 6H4 nur einen Sequenzabschnitt (144-152) erkennt. Damit die drei von 15B3 als eine Struktur erkannten Sequenzabschnitte des Prionproteins wirklich dicht beisammen liegen, muß sich das normale Prionprotein etwas verbiegen. Die notwendige Verbiegung ähnelt der Verformung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin in der Sichelzellenanämie und erscheint daher nicht unwahrscheinlich. Nicht nur die Verformung, sondern auch die räumliche Struktur des normalen Prionproteins ähnelt der des Hämoglobins.

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AHAC . Lansbury,P.T.Jr.; Caughey,B.W. - The chemistry of scrapie infection: implications of the 'ice 9' metaphor. - Chemistry and Biology 1995 Jan; 2(1): 1-5

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