Journal of the American Veterinary Medical Association 1990 May 15; 196(10): 1678-9

Roland Heynkes, 28.5.2001

Gliederung

bibliographische Angaben
meine Zusammenfassung des Artikels

bibliographische Angaben

Hourrigan,J.L. - Experimentally induced bovine spongiform encephalopathy in cattle in Mission, Tex, and the control of scrapie - Journal of the American Veterinary Medical Association 1990 May 15; 196(10): 1678-9

meine Zusammenfassung des Artikels

Erste experimentelle Scrapieinfektion von Rindern

Im Januar 1979 inokulierte Dr. Wilbur W.Clark in Mission (Texas an der mexikanischen Grenze) je fünf 8-11 Monate alte Jungrinder durch intrazerebrale (1,0 ml), intramuskuläre (5,0 ml), subkutane (5,0 ml) und orale (30,0 ml) Inokulation 10%iger Gehirnhomogenate von einem Schaf bzw. von einer Ziege. Drei von ihnen wurden nach 28, 38, bzw. 50 Monaten getötet, nachdem sie 43, 44, bzw. 73 Tage lang krank waren. Die Symptome waren ein gestelzter Gang, Desorientierung, Koordinationsprobleme, kurze, unrhytmische Schritte, steifbeiniger Trab, schlaffer Schwanz, Rennen auf der Stelle und Downer Verhalten mit Problemen beim Aufstehen und schließlich festliegen. Die Ergebnisse histopathologischer Untersuchungen entsprachen bei keinem der kranken Rinder den Erwartungen bei scrapieartigen Erkrankung. Nur bei einem Tier wurden eine leichte Astrocytose sowie einzelne und Gruppen von eosinophile Tröpfchen enthaltenden Vakuolen in der Hirnbrücke gefunden. Auch im Thalamus, dem Mittelhirn und der Medulla oblongata wurden einzelne Vakuolen entdeckt. Mit einer Ausnahme zeigten mit Gewebe der drei erkrankten Tiere inokulierte Mäuse weder klinische Symptome, noch histopathologische Anzeichen für Scrapie. Eine Testgruppe von Mäusen entwickelte neurologische Störungen, waren jedoch histopathologisch negativ. Erst viele Jahre später wurde bei allen drei verdächtigen Rindern proteaseresistentes Prionprotein nachgewiesen. Die Rinder erkrankten also offenbar an einer Scrapie-Infektion, die histopathologisch und mit dem Maus-Test kaum diagnostizierbar war.

Horizontale Übertragung von Scrapie

140 bis dahin nie mit Scrapie in Berührung gekommene Schafe und Ziegen wurden im Alter von 3-9 Monaten mit einer Scrapie-Herde vergesellschaftet. Von den 140 Tieren erkrankten 1 Rambouillet-Schaf nach 88 Monaten, 1 Targhee-Schaf nach 89 Monaten, 1 Hampshire-Schaf nach 89 Monaten und 3 neuseeländische Suffolk-Schafe.

Erbliche Empfänglichkeit oder vertikale Übertragung?

Die Scrapie-Inzidenzien der Nachkommen dieser 140 Tiere zeigen eine starke Korrelation zwischen der Erkrankung der Elterntiere und der Erkrankung der Jungen:

Korrelation zwischen der Erkrankung der Elterntiere und der Erkrankung der Jungen
Scrapie-Status der Eltern Nachkommen Scrapie-kranke Nachkommen
dam sire
free free 105 26 (25%)
free infected 129 50 (39%)
infected free 31 13 (42%)
infected infected 18 14 (78%)
insgesamt 283 103 (36%)

Da sich ein infizierter Vater etwa genauso stark wie eine infizierte Mutter auswirkt, obwohl in Samen keine Infektiosität festgestellt wurde, spricht das Ergebnis eher für die Vererbung von Empfänglichkeit, als für maternale und paternale Übertragung.

In der Scrapieforschungsstation Mission nahm die Scrapie-Inzidenz von 10 auf 41% zu, wenn man Lämmer im Alter von 4, 9, oder 20 Monaten aus der Herde nahm. Bei Schafen findet also die horizontale Übertragung nicht nur bei Jungtieren statt. Dies spricht wiederum für eine vererbte Empfänglichkeit für Scrapie-Infektionen, als für eine maternale Übertragung in erheblichem Ausmaß.

In Mission erkrankten 65% der 63 in der Scrapie-Herde geborenen Milchziegen an Scrapie.

Verteilung der Scrapie-Infektiosität im Schaf

Bei angeblich direkt in Mission (Texas, USA) von Dr. Marguerite de Camp mit Swiss-White-Mäusen durchgeführten Übertragungsexperimenten wurde Scrapie-Infektiosität bei Schafen (Erkrankungen/Inokulationen) in Eierstock(4/14), Gebärmutter(4/13), Uteruscaruncula(1/10), Fruchtwasser(1/1), fötale Zottenhaut(2/10) und Fötus(1/13) nachgewiesen. Außerdem soll Infektiosität auch in internen Parasiten(1/5) gefunden worden sein. Dagegen gelang der Nachweis nicht mit Hoden(0/6), Samen(0/21), Urin(0/4), Kot(0/4), Milch(0/6), Kolostrum(0/3), Speichel(0/2) und Weidegras(0/2).

Eventuell wurde die hier beschriebenen Versuche zum Nachweis von Scrapieinfektiosität in Milch und Kolostrum bereits von Hadlow et al. publiziert [AEZR,AEZP]. Leider verhindert der Autor durch eine überaus schlampige Darstellung der nicht von ihm durchgeführten Experimente unter Verzicht auf methodische Details eine Überprüfung der Zusammenhänge.

Literaturliste

AEZP Hadlow,W.J.; Kennedy,R.C.; Race,R.E. - Natural infection of Suffolk sheep with scrapie virus - Journal of Infectious Diseases 1982 Nov; 146(5): 657-64

AEZR . Hadlow,W.J.; Kennedy,R.C.; Race,R.E.; Eklund,C.M. - Virologic and neurohistologic findings in dairy goats affected with natural scrapie - Veterinary Pathology 1980 Mar; 17(2): 187-99

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