Journal of Infectious Diseases 1974 May; 129(5): 559-67

Roland Heynkes, 11.12.2001

Gliederung

bibliographische Angaben
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Hadlow,W.J.; Eklund,C.M.; Kennedy,R.C.; Jackson,T.A.; Whitford,H.W.; Boyle,C.C. - Course of experimental scrapie virus infection in the goat - Journal of Infectious Diseases 1974 May; 129(5): 559-67

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Meist 5-7 Monate alte weibliche oder kastrierte männliche Ziegen der Rasse Saanen wurden mit dem an Mäuse adaptierten Chandler-Scrapiestamm entweder intrazerebral oder subkutan hinter dem linken Elbogen inokuliert.

Zunächst wurde den zu testenden Tieren eine Blutprobe entnommen. Danach wurden die Tiere betäubt, um dem Maul Speichel und der Cisterna magna Hirn-Rückenmarksflüssigkeit zu entnehmen. Erst dann wurden sie getötet, um 35-36 Proben zu entnehmen. Knochenmark wurde aus den Brustbeinenden der Rippen gepreßt.

Die Proben wurden nach verschiedenen Färbungen histopathologisch untersucht, aber auch als 10%-Suspensionen (30 µl) 21 Tage alten Mäusen intrazerebral injiziert. Allerdings wurden die Mäuse nur 16 oder bei größeren Verdünnungen 20 Monate beobachtet und oft nur aufgrund klinischer Symptome diagnostiziert. Außerdem betrachteten die Autoren Mäuse als durch Kontakt mit infizierten Mäusen infiziert und zählten sie als Überlebende, wenn sie erst mindestens 6 Monate nach der ersten Maus erkrankten.

1962 wurden in einem ersten Experiment 4 Ziegen intrazerebral und 4 Ziegen subkutan mit je 16 bzw. 50 Millionen für die Hälfte der intrazerebral inokulierten Mäuse tödlichen Einheiten (MICLD50) eines fünfmal in Mäusen passagierten Scrapie-Agens in je 500 µl inokuliert. Von den 4 intrazerebral inokulierten Ziegen erkrankten 3 nach 58-77 Wochen an Scrapie, während eine schon am 25. Tag starb. Von den 4 subkutan inokulierten Ziegen mußten 3 nach 89-146 Wochen mit fortgeschrittenem Scrapie getötet werden, während eine noch nach 9 Jahren (468 Wochen) keine Anzeichen von Scrapie zeigte. Während des ersten Jahres wurden den Ziegen monatlich Blutproben entnommen, die übrigen Proben natürlich erst nach dem Tod. Die Ergebnisse der Titrationsexperimente mit Mäusen als Empfängertieren enthält die Tabelle.

Nachdem die Übertragbarkeit von Mäuse-Scrapie auf Ziegen gezeigt worden war, wurden in einem zweiten Experiment 44 Ziegen mit je 500 µl einer 1/100 verdünnten Maushirn-Suspension (Ausgangskonentration war knapp 4 Millionen MICLD50 in 30 mg Hirn.) subkutan inokuliert. Nach 1, 3, 5, 8, 12, 16, 20, 24, 28, 32, 36, 40, 44, 48, 52, 56, 60, 64, 68, 72, 76, 80, 84, 88, 92, 98, 104, 110, 116, 122, 128, 134, 140, 146, 152, 158, 164, 172, 180, 188, 196, 204 und 210 Wochen wurde je 1 Tier getötet. Innerhalb dieser 4 Jahre erkrankte nur eine Ziege nach 138 Wochen und zwei weitere zeigten nach 154 bzw 210 Wochen ein auffälliges Verhalten. 5 als Negativkontrollen mit den infizierten zusammen gehaltene Ziegen wurden nach 7 Jahren ohne Anzeichen einer Erkrankung getötet. Von den 15 im ersten Jahr getöteten Ziegen fand man nur in der nach 24 Wochen getöteten eine Infektiosität im linken Schulterblattlymphknoten, welcher die Inokulationsstelle entwässert. Während des zweiten Jahres konnte man Infektiosität in 6 der 12 getesteten Ziegen nachweisen. Nach 56, 64, 72 und 88 Wochen im linken Schulterblattlymphknoten, nach 56, 88 und 128 Wochen in den Leistenlymphknoten, in den Mandeln nach 76 Wochen, in Oberbauchlymphknoten und Ileum nach 84 Wochen, sowie in der Milz nach 88 Wochen. Während des dritten Jahres fand man Infektiosität in 4 von 9 Ziegen. Nach 116, 128 und 140 Wochen im linken Schulterblattlymphknoten, nach 128 Wochen in Leistenlymphknoten, nach 116 und 128 Wochen in Lymphknoten innerhalb des Brustraumes, sowie nach 140 Wochen in Mandeln. Nach der 140. Woche konnte nur noch im Zentralnervensystem, Ischiasnerv, in der Hirnanhangsdrüse und in den Nebennierendrüsen Infektiosität nachgewiesen werden. Während des vierten Jahres fand man Infektiosität sogar nur in 2 von 7 Ziegen. Eine Ziege wurde in der 158. Woche in der frühen Krankheitsphase getötet und dennoch waren für Mäuse nur Zentralnervensystem, Ischiasnerv, Hirnanhangsdrüse und Nebennierendrüse tödlich. In der nach 196 Wochen getöteten Ziege waren sogar nur alle Teile des Zentralnervensystems außer der Kleinhirnrinde für Mäuse tödlich. Die einzige im fünften Jahr nach 210 Wochen in einer frühen Krankheitsphase getötete Ziege war in allen Teilen des Zentralnervensystems außer der Kleinhirnrinde, im Ischiasnerv und in der Nebennierendrüse für Mäuse tödlich infektiös. Nur 3 der 5 Ziegen mit nachgewiesener Infektiosität im Hirn zeigte dort histopathologisch erkennbare Schädigungen.

In einem dritten Experiment versuchten die Autoren, drei 3 Jahre alte kastrierte Ziegenböcke zu immunisieren. Sie injizierten ihnen subkutan während der ersten beiden Monate jede zweite Woche 1 ml einer 1/100 oder 1/1000 Verdünnung einer durch 1,2 µm Poren filtrierten und für 30 Minuten auf 95,5 °C erhitzten Hirn-Suspension einer Scrapie-kranken Maus. Im dritten Monat wurden sie zweimal subkutan mit 1 ml einer wie zuvor filtrierten, aber mit 0,2% Formalin versetzten und für 1 Stunde auf 80 °C erhitzten, vermutlich 1/100 verdünnten Hirn-Suspension der selben Scrapie-kranken Maus. 14 Tage danach wurden den Tieren noch einmal je 1 ml einer ebenso behandelten, aber nur 1 Stunde auf 60°C erhitzten Suspension injiziert. Danach erhielten sie während der folgenden 20 Monate zweiwöchentlich je 1 ml einer Mischung aus 9 Teilen Freundschem Adjuvans und 1 Teil 1/10 verdünnter Hirn-Suspension der selben Scrapie-kranken Maus, die in 30 mg Hirn 5 Millionen LD50 aufwies. Die Autoren konnten keinerlei Impferfolg feststellen. In keinem der Experimente fand man eine Korrelation zwischen der Infektiosität und der Schädigung des Hirngewebes.

Die Zahlenangaben entsprechen den austitrierten, für die Hälfte der inokulierten Mäuse tödlichen Konzentrationen, ausgedrückt als Exponenten zur Basis 10.
Übersicht mit allen erfolgreichen und erfolglosen Ziege-zu-Maus-Übertragungen
Gewebe Experiment 1 Experiment 2 Experiment 3
  intrazerebral subkutan subkutan subkutan
Großhirnrinde 2,9-5,1 2,7-5,0 2,2-2,4 2,3-3,5
Corpus striatum 3,8-5,1 2,3-5,3 0,8-3,8 2,1-3,6
Diencephalon 3,2-5,7 3,8-5,7 2,5-3,8 3,5-5,1
Mittelhirn 2,8-4,4 3,3-5,8 0,7-3,8 3,2-5,0
Kleinhirnrinde 2,5-5,2 3,7-4,5 0,8-4,1 3,5-4,2
Medulla oblongata 3,5-5,1 3,6-5,5 0,8-5,5 3,6-5,3
Halsrückenmark 3,1-4,1 3,6-5,3 0,8-3,8 3,2-4,1
Ischiasnerv 0,7-2,1 1,0-2,6 0,9-1,7 0,9-1,3
Hypophyse 0,7-2,7 0,9-1,7 0,8-1,5 0,6
Hirn-Rückenmarksflüssigkeit - 0,9 - -
Nebennierendrüsen 1,0-1,9 1,0-2,5 0,8-2,9 1,8
Thymus - 0,7 - -
Lymphknoten hinter dem Rachen 3,0 0,8-3,0 - 1,4
Lymphknoten am Schulterblatt - 0,8-3,2 0,7-3,3 3,0
Lymphknoten im Brustraum - 0,7-1,8 0,8-0,9 0,6
Oberbauchlymphknoten - 1,8 2,2 -
Leistenlymphknoten 0,7 1,1-3,3 0,8-2,7 2,5
Gaumenmandeln - 2,0-4,2 0,8-1,2 -
Milz - 1,1-2,3 0,7 2,0
Ileum - 0,7-1,8 1,2 0,7
Kolon - 0,7-1,2 - -
Leber - 0,7 - -
Nasenschleimhaut - 0,9-1,4 - -
Ohrspeicheldrüse 0,8 - - 0,8
Speicheldrüse unter dem Oberkiefer - - - -
Speichel - - - -
Schilddrüse - - - -
Herz - - - -
Niere - - - -
Lunge - - - -
Pankreas - - - -
Eierstock - - -  
Skelettmuskel - - - -
Knochenmark - - - -
Blutklumpen - - - -
Blutserum - -    

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