Veterinary Record 1999 Oct 16; 145(16): 460-2

Roland Heynkes, 10.1.2003

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Anil,M.H.; Love,S.; Williams,S.; Shand,A.; McKinstry,J.L.; Helps,C.R.; Waterman-Pearson,A.; Seghatchian,J.; Harbour,D.A. - Potential contamination of beef carcases with brain tissue at slaughter - Veterinary Record 1999 Oct 16; 145(16): 460-2

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Die meisten britischen Rinder werden vor dem Schlachten mit einem Bolzenschußapparat betäubt, aber ihr Herz schlägt danach noch einige Minuten. Garland et al. berichteten 1996 über Hirngewebe in den Lungen von in den USA geschlachteten Rindern [AELC]. Diese waren vor dem Schlachten mit einem pneumatischen Bolzenschußapparat betäubt worden, der Luft in den Schädel schießt [AELC]. Taylor hatte (allerdings ohne gute Gründe) die Darstellung von Garland et al. in Zweifel gezogen [ANCE] und weitere Tests angekündigt. Diese Studie mit relativ unempfindlichen Methoden an lediglich 210 britischen Rindern wurde dann ohne entsprechende Befunde und seltsamerweise allein von Munro publiziert [ANCF]. Dennoch kam die britische Meat and Livestock Commission bereits mit einer Presseerklärung vom 29.9.1996 zu dem Schluß, der Garland-Bericht habe keine Bedeutung für die britische Fleischindustrie.

Zur Überprüfung der unklaren Situation plazierten Anil et al. intravenöse Katheter in die vom Gehirn kommenden Halsvenen (Drosselvenen). Diese wurden zunächst zur intravenösen Betäubung mit Ketamin (1 mg/kg Körpergewicht) und Xylazin (0,6 mg/kg Körpergewicht) benutzt. Die Betäubung wurde durch eine kontinuierliche Infusion mit 20 ml/Minute Xylazine (0,01 %) and Ketamine (0,1 %) in Guaiphenesin (5 %) aufrecht erhalten. Nach Einsetzen der Betäubung wurden bei den insgesamt 60 Tieren unterschiedliche Bolzenschußapparate eingesetzt und während der hierauf folgenden 60 Sekunden wurden von jedem Tier etwa 6 mal 250 ml Blut durch die Katheter aufgefangen. Verglichen wurden ein nicht in das Gehirn eindringendes Gerät (Cash Knocker von Accles and Shelvoke), ein in das Gehirn eindringendes Gerät (Cow Puncher von Accles and Shelvoke) und der pneumatische "The Knocker" der Firma Hantover, welcher das Gehirn durch eindringende Luft zerreißt. Bei einem Teil der mit dem Cow Puncher tödlich verletzten Tiere wurde durch den Bolzenkanal hindurch mit einer flexiblen Rute Hirnstamm und Rückenmarkansatz zerstört. Man nennte dies "pithing". Danach wurden die Tiere normal ausgeblutet.

In den während jeweils etwa 10 Sekunden gewonnenen Blutproben wurde per ELISA nach den Hirnmarkerproteinen Syntaxin 1-B und Annexin V gesucht. Mit einem speziell entwickelten ELISA konnten die Autoren 1-2 ng Syntaxin 1-B pro ml Gesamtblut nachweisen. Mit einem kommerziellen ELISA erreichten sie eine Empfindlichkeit von 0.125 ng/ml für den Nachweis von Annexin V. Die restlichen Blutproben wurden zentrifugiert und die aus Leukozyten und Thrombozyten bestehende Schicht (buffy coat) zwischen Serum und Erythrozyten wurde abgenommen und durch Zugabe der gleichen Menge 20% Formalin fixiert. Pilotstudien hatten gezeigt, daß Hirnmaterial nach der Zentrifugation in der buffy coat konzentriert war. Die Fixierungssuspension wurde abzentrifugiert und die festen Bestandteile wurden danach in Paraffinwachs eingebettet. In Dünnschnitten dieser Präparate wurde histologisch und immunhistologisch nach Hirnmaterial gesucht.

Mikroskopisch und immunzytochemisch waren viele, zum Teil weniger als 50 µm dicke Hirnstücke im aufgefangenen Blut von 4 der 15 Rinder erkennbar, die mit dem pneumatischen Bolzenschußapparat der Firma Hantover betäubt worden waren. Per ELISA gelang der Nachweis von Hirnmaterial im Gesamtblut dieser vier und eines weiteren ohne erkennbare Hirnfragmente. Hirngewebe wurde aber auch mikroskopisch, immunzytochemisch und per ELISA im venösen Blut von einem der 16 Rinder gefunden, die mit dem konventionellen invasiven Bolzenschußapparat und anschließendem pithing betäubt wurden, wie es in 70% der britischen Schlachthöfen üblich ist. Im Blut der 15 mit dem konventionellen invasiven Bolzenschußapparat ohne anschließendes pithing sowie in den 14 mit dem nichtinvasiven Bolzenschußapparat betäubten Rinder fand man keine Hinweise auf Hirnmaterial.

Die ELISA-Auswertung der 6 Blutfraktionen zeigte, daß das Hirngewebe im Wesentlichen binnen 30 Sekunden die Halsvenen passiert und genügend Zeit hat, innerhalb des 90 Sekunden dauernden Ausblutens in die Lunge und vermutlich sogar durch sie hindurch zu gelangen. Die kleinsten Hirnpartikel sind jedenfalls klein genug, um die Lunge zu passieren.

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AELC . Garland,T.; Bauer,N.; Bailey,M.Jr. - Brain emboli in the lungs of cattle after stunning - Lancet 1996 August 31; 348(9027): 610

ANCE . Taylor,K.C. - Brain emboli in the lungs of cattle - Lancet 1996 Sep 14; Vol 348(9029):749

ANCF . Munro,R. - Neural tissue embolism in cattle - Veterinary Record 1997 May 17; 140(20): 536

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